
Formensprache und Lichtsetzung sind entscheidend in der Architekturfotografie. Die Komposition basiert auf Formen, Linien, Licht und Schatten. Diese Elemente lassen sich manipulieren, spätestens in der Nachbearbeitung. Aber auch schon während der Aufnahme. Und der wichtigste Punkt: Man hat Zeit! Zeit, sich eine saubere Komposition aufzubauen. Zeit, auf die richtigen Lichtbedingungen zu warten und durch die passende Aufnahmetechnik (Langzeitbelichtung bspw.) umzusetzen. Denn das Gebäude bleibt an seinem Platz, egal zu welchem Wetter, egal zu welcher Tageszeit. Das bedeutet natürlich auch, dass ihr bereit sein müsst, die entsprechende Zeit zu investieren, wenn die Bedingungen vor Ort nicht ideal sind.

In der Food (und Still Life) Fotografie gelten ähnliche Regeln, mit einer Ausnahme: Das Objekt selbst lässt sich manipulieren! Einerseits kann ein Still Life von Grund auf verändert werden, andererseits haben wir in einer Studio-Umgebung auch noch die volle Kontrolle über das Licht. Still Life ist daher für mich das Genre mit der maximal möglichen Kontrolle über das fertige Bild schon während der Aufnahme. Und genau hier sehe ich auch für mich eine Hierarchie, von der maximalen Kontrolle der Gesamtsituation in der Still Life Fotografie hin zur teilweisen Kontrolle in der Architekturfotografie. Von der Kontrolle in der Still Life Fotografie konnte ich viel übernehmen für meine Architekturaufnahmen, vor allem in Bezug auf Komposition, Linienführung und Fluchtpunkte. Kleine Elemente, die den Blick auf das Hauptobjekt leiten sind elementar in der Food Fotografie. Und davon ausgehend werdet ihr in meinen Architekturbildern häufig Elemente finden, die ebenfalls diese Aufgabe übernehmen (Laternen, Fahnenmaste, kleinere Nebengebäude oder auch die Ziehrichtung der Wolken).
Wie du deine Komposition verbessern kannst

Konkret bedeutet das, dass Linienführung vielleicht das wichtigste Werkzeug für eine gelungene Komposition ist, und beide Genres sind hierfür perfekte Lehrmeister. In der Architekturfotografie lassen sich Linien perfekt dazu nutzen, einen Flucht- oder Fokuspunkt anzuvisieren. Die Linien führen den Betrachter zum Punkt der größten Spannung oder dienen der Orientierung. Oft reichen schon 1-2 Schritte in eine Richtung um die Linienführung zu optimieren.

In der Food Fotografie kann die Linienführung etwas komplexer ausfallen und sorgt meistens für eine Führung des Betrachters durch das Bild und an allen wichtigen Bildelementen vorbei. In diesem Beispiel werden verschiedene Blickrichtungen von verschiedenen Objekten im Bild aufgenommen, sodass eine Verbindung zwischen diesen hergestellt wird. Das Bild wirkt in sich geschlossen, obwohl die Elemente scheinbar zufällig angeordnet sind.
Fassen wir also zusammen: Verschiedene Genres sind, bei näherer Betrachtung, in der Herangehensweise an ein Bild gar nicht so verschieden. Meine Beispiele mögen hier eine starke Verbindung
aufweisen, ich bitte euch aber, schaut euch mal verschiedene Bilder von euch aus verschiedenen Genres genau an, vergleicht die Kompositionen, vergleicht die Linienführungen und überlegt dann, ob
ihr von dem einen Bild, dem einen Genre, nicht doch etwas für das andere Genre übernehmen, lernen könnt. Denn ich bin mir sicher, dass das möglich ist. Probiert das einmal aus und verbessert so
eure Kompositionen!
Bis bald!
Tobi
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Stephan Göricke (Freitag, 18 März 2016 17:09)
Hi Tobi,
mir gefallen deine Food- und Architekturfotos sehr. Sie inspirieren mich sogar, selbst meine Küche in ein Studio zu verwandeln. Hut ab! :D
Ich würde mich in Zukunft über Blogbeiträge von dir freuen, in denen du "Behind the Scenes" was vom Set erzählst, der Beleuchtung, ja sogar ob der Holztisch nur eine 1x1m Platte ist oder tollerweise Bestandteil deines alltäglichen Interieurs.
Liebe Grüße
Stephan von Image Result
Tobias Gawrisch (Freitag, 18 März 2016 17:20)
Hallo Stephan!
Danke für dein Feedback und um deine Frage zu beantworten: Der Holztisch war tatsächlich ein normaler Einrichtungsgegenstand (den habe ich als Couchtisch gebaut, 2 kurze Paletten übereinander + Rollen), wurde in seiner Funktion mittlerweile aber ersetzt, und dient jetzt "nur noch" als Aufnahmetisch. Maße sind übrigens 120cm x 65cm.
Es gibt ein paar Behind-the-Scenes Aufnahmen auf meinem YouTube-Kanal, hast du die schon entdeckt? Hier mal der Link zur Playlist: https://www.youtube.com/playlist?list=PLNXsOOk_tjuZ02AAvDmT1zxi-oN_zWitO